Ist man nur was wert, wenn man arbeitet?
Kürzlich war ich auf einer Veranstaltung zum Thema "Inklusion in Hamburg". Unter anderem fiel dort die Aussage, dass "...man Menschen mit Handicap auch den Zugang zu Arbeit ermöglichen müsse, da dies elementarer Bestandteil für die Wertschätzung und Anerkennung in unserer Gesellschaft wäre."
Dies Statement machte mich etwas nachdenklich - nicht weil ich nicht dafür wäre, dass alle Menschen (egal ob mit oder ohne Handicap) arbeiten dürfen sollten, wenn sie es wollen. Aber in mir kam der Gedanke auf, was mit den anderen ist, die zwar etwas nachgehen, aber keine klassische Arbeit im üblichen Sinne betreiben. Was ist mit den Hausfrauen, die jeden Tag "arbeiten"; allerdings ohne Vergütung. Was ist mit den Arbeitslosen, die gerne arbeiten würden, aber keine Arbeit finden? Was ist mit den Rentnern, die mal gearbeitet haben und nun in Rente sind? Und den vielen anderen Sonderfällen, wie ehrenamtliche Tätigkeit?
Viele Hausfrauen leiden darunter, dass man ihre tagtägliche Leistung nicht wirklich anerkennt, viele Rentner fühlen sich mit Übergang in die Rente nutzlos und Arbeitslose leiden darunter (wie der Name schon sagt), dass sie ohne Arbeit, also arbeitslos sind. Ich denke, dass alle Menschen Wertschätzung und Anerkennung verdient haben - und nicht nur diejenigen, die einer bezahlten Arbeit nachgehen.
Und ja, wir brauchen Rahmenbedingungen, in denen Menschen mit Handicap einen guten Zugang zum Arbeitsmarkt erhalten; aber dies vor allem auch, weil diese Menschen selbst arbeiten möchten, aus Freude an der Arbeit, aus Spaß am Dazulernen und zur persönlichen Selbstentfaltung.
Solange unsere Gesellschaft jedoch alle, die nicht am "Arbeitsleben" teilnehmen, geringschätzt und mit Statements wie, "...das ist doch keine Arbeit..." versieht, hat unsere Gesellschaft ein grundlegendes Problem. Und vielleicht muss man den Begriff "Arbeit" auch neu überdenken.
Was meint Ihr?
